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Früh viel Verantwortung übernehmen

08. August 2023

Die FMA bietet Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit, einen zeitlich befristeten Arbeitseinsatz bei einer anderen Behörde zu leisten. Ziel dieser Secondments ist der Erfahrungsaustausch zwischen den Behörden. 

Interview: Beat Krieger

 

Agnes, während zweier Monate haben wir Dich hier in Vaduz vermisst.
Das hört man natürlich gerne. Ich habe in dieser Zeit als Secondee in Bern bei der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA gearbeitet.
 

Das tönt spannend. Was war Deine Motivation?
Das Secondment war für mich eine Riesenmöglichkeit, Einblick in die Arbeitsweise einer anderen Aufsichtsbehörde zu erhalten. Ich bin mit wertvollen Erfahrungen an meinen Arbeitsplatz in Vaduz zurückgekehrt.

 

Das war beeindruckend, dieses profunde Spezialistenwissen meiner Kollegen in Bern. Da habe ich viel lernen können.

 

Und wie hat Dir Bern gefallen?
Das war natürlich mit ein Grund, diese Chance zu packen. Die Möglichkeit, in einer anderen Stadt in einem anderen Land zu leben und zu arbeiten. Und Bern ist eine tolle Stadt. Die Altstadt hat es mir besonders angetan. Ich habe mitten in Bern in einer kleinen Wohnung gewohnt und bin zu Fuss zur Arbeit gegangen.
 

Der grösste Unterschied zwischen der FMA und der FINMA? Was fällt Dir da spontan ein?
Natürlich die Grösse. Die FINMA zählt etwa fünf Mal mehr Angestellte als die FMA. Bei meiner Behörde bin ich Generalistin und Spezialistin zugleich. Bei der FINMA war ich Spezialistin. Das war beeindruckend, dieses profunde Spezialistenwissen meiner Kollegen in Bern. Da habe ich viel lernen können. Und noch ein Unterschied. Die Mehrsprachigkeit. Bei der FINMA spricht jeder in seiner Muttersprache.
 

Na ja, bei der FMA spricht auch jeder, etwas salopp ausgedrückt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist.
Schon, aber alle Dialekte gehen auf die deutsche Sprache zurück. In den Sitzungen in Bern wurde Deutsch, Französisch und auch Italienisch gesprochen.
 

Was vergisst Du nie?
Den ersten Tag. Bern hat mich mit einem Schneesturm empfangen. Es herrschte Chaos in der Stadt. Umso angenehmer war der warme Empfang in meinem Team bei der FINMA. Das Team war grossartig. Sie haben es mir leicht gemacht, mich zu integrieren und Anschluss zu finden. Das habe ich den Schweizern vorher eigentlich nicht zugetraut [Anmerkung der Redaktion: Agnes ist Österreicherin].
 

Wofür war das Team zuständig?
Die Abteilung war zuständig für Abklärungen bei unzulässigem Marktverhalten, Insiderhandel und Marktmanipulation im Bereich Enforcement. Im Zentrum stand die Zusammenarbeit mit der Börse und die Überprüfung, ob unzulässiges Marktverhalten vorliegt. Ich habe in diesen zwei Monaten zudem ein gutes Gespür für Amtshilfe entwickelt. Auch das ist noch ein Unterschied: Der Informationsaustausch mit europäischen Aufsichtsbehörden ist für die FMA aufgrund der Mitgliedschaft Liechtensteins im Europäischen Wirtschaftsraum einfacher als für die FINMA. Die Schweiz ist ja bekanntlich nicht Mitglied des EWR.
 

Und ist damit nicht wie Liechtenstein verpflichtet, die Finanzmarktregulierung der Europäischen Union in nationales Gesetz umzusetzen.
Richtig. Der gesetzliche Rahmen unterscheidet sich doch ziemlich stark. Da muss man umdenken.
 

Du bringst einen juristischen Hintergrund mit.
Ja. Ich habe ebenfalls einen Abschluss in Betriebswirtschaftslehre. Dieser wirtschaftliche Hintergrund hilft mir bei meiner Arbeit sehr.
 

Vielen Dank, Agnes, für das Interview.

Martin Meier, Spezialist Makroprudenzielle Aufsicht, Finanzstabilität

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Meine Haupttätigkeit ist das analysieren und bewerten von makroökonomischen Entwicklungen und Trends, das Erstellen von periodischen makroökonomischen Reports und Berichten, die Kalibrierung makroprudenzieller Instrumente sowie das Vertreten Liechtensteins bei externen Gremien. Dies ist insoweit wichtig da der FMA in Liechtenstein bestimmte, im Bereich der Sicherung der Finanzstabilität, Zentralbankaufgaben zufallen.

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