
Martin Schädler ist Leiter Zentrale Dienste und Mitglied der Geschäftsleitung. Er verantwortet in seiner Funktion unter anderem das Personalwesen. Er arbeitet seit rund dreizehn Jahren bei der Finanzmarktaufsicht Liechtenstein. Martin ist mit Leib und Seele Triesenberger. Die Walsergemeinde liegt hoch über dem Rheintal. Wir haben ihn zur Verleihung des «Swiss Arbeitgeber Awards 2020» an die FMA befragt.
Interview (über Skype geführt): Beat Krieger
Hallo Martin. Meine Einstiegsfrage gilt dem Kulinarischen. Wegen Covid-19 musste unser Team dieses Jahr auf die einheimischen Köstlichkeiten der Triesenberger Wochen verzichten. Erging es Dir auch so?
Nein, zum Glück nicht. Von Mitte Oktober bis Ende November tischt die Triesenberger Gastronomie typisch einheimische Gerichte auf, von den Chääschnöpfli bis zum Wildaler- und Holderwiibertäller. Mit der Schliessung der Restaurants wegen Covid-19 haben mehrere Restaurants einen tollen Take-Away-Service eingerichtet. Diesen Service hat meine Familie natürlich gerne in Anspruch genommen.
Ein freudiges Ereignis für Dich als Personalchef war sicher auch die Verleihung des «Swiss Arbeitgeber Awards 2020» an die FMA. Was war Dein erster Gedanke, als Du es erfahren hast?
Zuerst kam die Mitteilung, dass wir es in der Kategorie «Mittelgrosse Unternehmen mit 100-249 Mitarbeitenden» unter die Top-15 geschafft haben und damit mit dem «Swiss Arbeitgeber Award» ausgezeichnet werden. Ein paar Tage später habe ich erfahren, dass wir den 2. Rang belegt haben. Da dachte ich: Mist, nach dem 2. Rang für den FMA-Karriere-Reiseblog beim Award für herausragende Human Resource-Arbeiten des Bundesverbands der Personalmanager (BMP) hat es schon wieder nicht ganz gereicht. Doch ernsthaft. Es war eine Wahnsinnsfreude. Mein Tipp war Platz 6, insgeheim hoffte ich auf einen Podestplatz.
Du hast die Latte aber hoch angesetzt.
Ja. Wir haben ein erstes Mal im Jahr 2017 teilgenommen und waren schon damals auf einem guten Weg. Der jetzige 2. Rang ist für mich die Bestätigung dafür, dass wir in den letzten Jahren als Arbeitgeberin vieles richtig gemacht haben und auf dem richtigen Weg sind.
Mit Auszeichnungen ist es so eine Sache. Welchen tatsächlichen Wert hat dieser Award?
Einen sehr hohen Wert. Die Jury ist die beste, die man sich überhaupt vorstellen kann. Es sind nämlich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst, welche die FMA in einer anonymisierten Befragung als Arbeitgeberin bewertet haben. Zudem ist es die grösste Benchmarking-Initiative der Schweiz und Liechtenstein, an der renommierte Unternehmen aller Grössen teilnehmen. Der Award wird schon seit 20 Jahren vergeben und die Firma «icommit» ist ein sehr erfahrenes Unternehmen, das diese Befragung sehr professionell durchführt. Doch der Award ist nur das Pünktchen auf dem I.
Worum geht es denn hauptsächlich?
Wir haben im Jahr 2015 eine umfassende Personalstrategie verabschiedet mit dem Ziel, die Personalressourcen langfristig zu sichern und eine attraktive Arbeitgeberin zu sein. 2017 haben wir ein erstes Mal an der Befragung teilgenommen. Wir wollten wissen, wo wir stehen und ob die Massnahmen der Personalstrategie wirken. Nun haben wir ein zweites Mal teilgenommen und sehen, wo wir besser oder schlechter geworden sind, und wo wir uns noch verbessern können. Und natürlich wissen wir auch, wo wir im Vergleich zu anderen Unternehmen, insbesondere aus der Finanzbranche, stehen. Mit diesen stehen wir nämlich in der Personalrekrutierung in Konkurrenz.
Wenn die Mitarbeitenden zufrieden und committet sind, tragen sie das auch nach aussen und machen Werbung für die FMA als attraktive Arbeitgeberin.
Wie wichtig sind zufriedene und motivierte Mitarbeitende für die FMA?
Mitarbeitende, die gerne und motiviert arbeiten, sind das A und O für uns. Die FMA als Wissensorganisation lebt vom Know-how ihres Personals. Wenn die Mitarbeitenden zufrieden und committet sind, tragen sie das auch nach aussen und machen Werbung für die FMA als attraktive Arbeitgeberin. Das ist eines der besten Marketinginstrumente. Zufriedene Mitarbeitende bleiben auch länger. Wir zielen auf langfristige Engagements ab und wollen die Fluktuation weiterhin auf tiefem Niveau halten.
Wie erklärst Du Dir dieses sehr gute Resultat?
Wir bieten spannende, abwechslungsreiche und sinnvolle Tätigkeiten in einem internationalen Umfeld. Und mit der Gewährleistung von Kundenschutz und Stabilität und den Erhalt des Vertrauens in den Finanzmarkt erfüllen wir für das Land eine wichtige Aufgabe und schaffen damit einen Mehrwert. Das ist eine sehr gute Grundlage, um konkurrenzfähig zu sein auf dem Arbeitsmarkt. Mit der Personalstrategie haben wir dann systematisch die Rahmenbedingungen geschaffen, um die Attraktivität als Arbeitgeberin zu steigern. Zentral für dieses tolle Resultat sind aus meiner Sicht auch die beiden Werte Vertrauen und Wertschätzung, die in unserer Kultur fest verankert sind und unseren Umgang miteinander prägen. Diese Kultur macht sich gerade in der aktuellen Situation mit Covid-19 bezahlt. 80 bis 90 Prozent der Mitarbeitenden arbeiten aktuell im Homeoffice und das Vertrauen ist da, dass die Arbeit genauso gut erledigt wird wie in normalen Zeiten. 92 Prozent der Mitarbeitenden haben an der Befragung mitgemacht. Damit lagen wir 14 Prozent höher als Unternehmen aus dem Finanzdienstleistungssektor. Das ist doch eindrücklich.
Behörden haftet doch noch immer etwas Angestaubtes an.
Für die FMA trifft es auf jeden Fall nicht zu. Wir sind ein modernes Unternehmen, das entsprechend geführt wird und sich laufend weiterentwickelt. Im Bereich der Digitalisierung zum Beispiel. Hier machen wir bereits erste Versuche mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Aufsicht. Wir befassen uns sehr früh mit neuen Entwicklungen und fragen uns, wie wir sie nutzenbringend für die FMA und den Finanzplatz einsetzen können. Die Digitalisierung erfordert auch immer neue Kompetenzen. Hier setzen wir neben Weiterbildungslehrgängen stark auf E-Learning und interne Know-how-Weitergabe.
Wie trägt die FMA die Botschaft, eine attraktive Arbeitgeberin zu sein, nach aussen?
Da tun wir einiges, um eben zu zeigen, dass wir alles andere als angestaubt sind. Wir haben 2017 eine Karriereseite aufgebaut mit den Mitarbeitenden im Zentrum. Sie wird von den Social-Media-Kanälen Instagram, Xing und LinkedIn flankiert. Diesen Frühling haben wir zudem den FMA-Karriere-Reiseblog live geschaltet. Unsere Reporterinnen Annika und Anina – beide sind Praktikantinnen bei uns – begleiten Mitarbeitende zu ihren Lieblingsplätzen in Liechtenstein und porträtieren sie und das Land. Wir wollen so Licht in die Black-Box FMA bringen und gleichzeitig die wunderschöne Region durch unsere Mitarbeitende in den Vordergrund stellen. Wir erhalten viele positive Feedbacks, auch von Bewerbern. Wir können den Erfolg dieser Personalmarketingmassnahmen an der Anzahl Bewerbungen und ihrer Qualität messen.
In welches Projekt steckst Du gerade am meisten Herzblut?
In den Adventskalender. Wir mussten die Weihnachtsfeier wegen Covid-19 absagen. Leider, denn das ist immer ein grosses Fest und das jährliche Highlight. Ich bin bereits seit Beginn an Mitglied im FMA-Event-Team. Wir wollten den Mitarbeitenden dennoch unseren Dank ausdrücken und so ist die Idee eines ganz speziellen Adventskalenders entstanden. Er soll 24 Mal Freude bereiten. Wir berücksichtigen dabei einheimische Produzenten und spüren von diesen eine grosse Dankbarkeit. Mehr will ich aber nicht verraten, da es für die Mitarbeitenden eine Überraschung sein soll.
Stichwort Covid-19. Wie geht die FMA mit der Pandemie um?
Bereits im Frühling und auch in der zweiten Welle haben wir früh ins Homeoffice gewechselt. Die Gesundheit der Mitarbeitenden und deren Angehörigen zu schützen sowie den Betrieb uneingeschränkt aufrechtzuerhalten, sind unsere Ziele. Dabei war uns auch wichtig, dass die Kinderbetreuung immer sichergestellt war. Mit unserem entschiedenen Handeln leisten wir auch einen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie. Zugegeben, anfänglich habe ich die Massnahmen unseres Sicherheitsausschusses als übertrieben empfunden. Heute kann ich sagen, dass es die richtigen Massnahmen zum richtigen Zeitpunkt waren. Auch die vielen positiven Rückmeldungen der Mitarbeitenden sind Beleg dafür. Ich bin dankbar, dass wir ein solches Gremium haben und die Geschäftsleitung die Entscheidungen mitträgt. Die ganz grosse Mehrheit der Mitarbeitenden arbeitet zurzeit im Homeoffice. Die Büros sind mit maximal einer Person belegt und auf den Gängen gilt eine strikte Maskenpflicht.
Wie funktionierte denn die Umstellung auf Homeoffice?
Reibungslos. Wir haben Homeoffice vor fünf Jahren eingeführt. Technisch und auch von der Sicherheit her waren wir also vorbereitet. Dass das aber in diesem Ausmass alles so gut geklappt hat ist auch ein Verdienst des Amts für Informatik, das uns toll unterstützt hat. Die Investitionen der FMA in die Digitalisierung in den letzten Jahren haben sich gerade in dieser Krisensituation voll ausbezahlt. Homeoffice alleine reicht ja nicht, es braucht auch alle die Aufsichtssysteme und Prozesse, die digitalisiert sein müssen, um arbeiten zu können. Natürlich wünsche ich mir, dass dieser Covid-Spuk bald vorbei sein wird. Der physische Kontakt, all die spontanen Gespräche, das fehlt auf die Dauer doch sehr.
Vielen Dank für das Interview, Martin.